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NACHRICHTEN
Mittwoch, 12. Juli 2000
Deutschland Seite 5 / München Seite 5

Bahai-Gemeinde fordert Ende der Verfolgung

Berlin (epd) – Anlässlich des Deutschland-Besuchs des iranischen Staatspräsidenten Mohammed Chatami hat die Religionsgemeinschaft der Bahai gleiche Rechte für ihre 300 000 Anhänger in Iran gefordert. Der Umgang mit Bahai-Anhängern sei der Lackmus-Test für die Aussage Chatamis, jeder Iraner genieße die gleichen Rechte, sagte Christopher Sprung von der deutschen Bahai-Gemeinde. Er forderte die Aufhebung der Todesurteile gegen vier Bahai-Anhänger, die allein wegen ihrer Zugehörigkeit zu der religiösen Minderheit verurteilt worden seien. Seit der iranischen Revolution 1979 würden die Bahai-Anhänger systematisch diskriminiert und verfolgt, berichtete Sprung. Wegen ihrer religiösen Überzeugung seien 202 iranische Bahai hingerichtet worden, weitere 15 seien verschollen. In Gefängnissen seien tausende gefoltert worden. Soziale Einrichtungen, heilige Stätten und Friedhöfe der Bahai wurden den Angaben zufolge geschändet, zerstört und enteignet. Die gesamte Bahai-Gemeinde sei vom iranischen Generalstaatsanwalt verboten worden. Bahai-Anhänger seien von der öffentlichen Verwaltung und vom Zugang zu höherer Bildung ausgeschlossen. Von Religionsfreiheit in Iran kann nach Ansicht der deutschen Bahai-Gemeinde erst die Rede sein, wenn auch die in der iranischen Verfassung nicht erwähnten Religionen unbehelligt ihren Glauben ausüben könnten. Nach der Landesverfassung seien derzeit nur Zoroastrier, Juden und Christen schutzwürdig. Sprung versicherte, die iranischen Bahai stellten nach ihrer Lehre und Glaubenspraxis keinerlei politische Bedrohung für die iranische Regierung dar. Die Bahai-Religion entstand im 19. Jahrhundert im damaligen Persien. Der Religionsstifter Bah-Ullah erklärte sich 1863 zum Propheten. In der Bahai-Lehre ist der Glauben an einen Gott ein wichtiger Grundsatz. Das Zentrum des Bahai-Glaubens ist Haifa in Israel, in Deutschland gibt es 110 Gemeinden und Gruppen.


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